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Interview: Rolf Michael

Mondschein-Corona-Verlag lädt Rolf W. Michael zum Interview ein. 

 


Ein Wort zuvor ... 
Vieles, was ich hier in Kürze beantwortet habe, kann man im Online-Magazin „Zauberspiegel“ unter der Rubrik „Tee-Stunde“ in „epischer Breite“ nachlesen. Die „Tee-Stunde“ entstand aus einem Interview und setzte sich in wöchentlichen Beiträgen über fast fünf Jahre fort. Thema waren Gedanken und Erinnerungen an die Fan- und Fanzine-Zeiten der 70er Jahre, meine Zeit als Autor von Heft-Romanen und Taschenbüchern in den 80ern und was danach kam. Dazu eben auch kleine Episoden am Rand mit Grusel- und Phantastik-Autoren der damaligen Zeit, die ich mehr oder weniger gut gekannt habe. Wenn man mehr über diese letzte Hoch-Zeit des Romanheftes erfahren will, einfach mal den „Zauberspiegel“ anklicken und in die „Tee-Stunde“ rein lesen. 

- Wann hast Du mit dem Schreiben angefangen? 

In der Schule mit Aufsätzen, die recht gut bewertet wurden – jedenfalls vom Inhalt her. Einmal hatte ich zwei Noten für einen Aufsatz „Inhalt „Sehr gut“ - Handschrift „Ungenügend“. Die „Sau-Klaue“ habe ich bis heute beibehalten – aber durch Schreibmaschine und Computer sieht man das ja nicht. Als „Anfänge literarischen Schaffens“ könnte man vielleicht einige Abenteuergeschichten sehen, die ich in der Pfadfinderzeit geschrieben habe – sie sind nie veröffentlicht worden und irgendwann im Müll gelandet. Die erste „professionelle Veröffentlichung“ war auf der Leserkontaktseite der Zweitauflage der SF-Serie meines späteren Freundes Kurt Brand mit dem Titel „Nur bis zu zwei Stunden“ - eine SF-Satire mit aktuellen Bezugspunkten. 

- Gab es ein bestimmtes Schlüsselerlebnis? 

Eigentlich gab es davon drei solcher „Erweckungserlebnisse“. Das erste war, als mein Freund Hans Klipp und ich beschlossen hatten, ein eigenes Fanzine mit dem Namen ANTARES herauszugeben. Es gab damals in der SF- und Fantasy-Szene schon viele Hobby-Autoren, mit denen wir Kontakt hatten. Da war z. B. in Lippstadt einen gewissen Werner Kurt Giesa, der sogar einen eigenen nichtkommerziellen Verlag hatte. Aber für unser neues Fanzine wollte keiner eine Story abliefern. Irgendwann legte mir Hans sechs A-4-Seiten hin, auf denen der Anfang seiner Story „Brüder unter den Sternen“ stand. Und dann kam die Bemerkung: „Ich kann mich jetzt Schriftsteller nennen!“ Da begann der Neid-Drache an meiner Seele zu nagen – wenn Hans das konnte, dann konnte ich das auch. Und so erschienen in ANTARES nicht nur die „Brüder unter den Sternen“ , sondern auch „Gunnar mit den zwei Schwertern“ - eine Weiterführung der „Conan“-Thematik mit dem Zusammenbruch des hydropischen Zeitalters, die ich später mit in die Heftroman-Serie „Professor Zamorra“ mit übernahm. Und weil der „Gunnar“ gute Kritiken aus der damaligen Fan-Gemeinde bekam – und zwar auch von denen, die normalerweise jeden Text verreißen, habe ich eben weiter gemacht – in den Fanzines. Und dann kam das zweite „Erweckungserlebnis“ Besonders mit W.K.Giesa entstand eine sehr enge Freundschaft und er besuchte mich oft an den Wochenenden in Kassel. Irgendwann gelang es ihm, über die Agentur eines Mannes, dessen Name als „Dan Shocker“ bekannter ist, professionelle Romane zu verkaufen. Als ich sie gelesen hatte, kam meine Bemerkung: „Das kann ich auch!“ gekontert von Werners: „Dann mach mal!“ Ja, und das war dann der Anfang meiner „Karriere“ als Semi-Profi – auch wenn es nach der Erstveröffentlichung des Romans „Der Kraken-Götze“ aus der Serie Professor Zamorra noch eine Zeit dauerte, bis ich voll drin war. Wer wissen, will, was ich alles geschrieben habe, braucht nur in meine Web-Seite zu gucken. Und nun das dritte „Erlebnis“ - das dazu führte, dass ich heute wieder in Sachen Schreiberei aktiv bin, das sind eigentlich zwei Erlebnisse. Das erste ging aus meinem damaligen Engeagement für den „Zauberspiegel“ hervor, dass ich den ersten Band der Fantasy-Saga „Visionia – Welt der Träume“ dort als Fortsetzungsroman erschienen ließ´. Auch die historische Roman-Biographie des Gajus Petronius aus der Zeit Kaiser Neros mit dem Titel „Das wahre Satyricon“ kam in einigen Kapitel als Brief-Roman. Dann endete aus persönlichen Gründen meine Zusammenarbeit mit dem „Zauberspiegel“ und ich erklärte meine Zeit als Schriftsteller für beendet. Warum auch noch weiter machen. Die Verlage hatten an meinen Ideen und Texten kein Interesse und die beiden Erotik-Romane wurden von meinem damaligen Agenten als „unverkäuflich“ bezeichnet. Erotik-Romane - wie sind die entstanden? Die „Märchen für erwachsene Kinder“ sollten von W.K.Giesa illustriert werden. Kenner der damaligen Zeit wissen, was Werners Lieblingsmotive waren – und ich sagte damals: „Ich schreibe mal so, wie du am liebsten zeichnest!“ Aber es wurde dann nichts aus den Bildern und die „Märchen“ kamen dann wie auch der Wikinger-Roman „Wölfe des Nordens“ ins Programm des Internet-Verlag „Readers Planet“. Als ich dann über die Internet-Seite „WKW – Wer kennt wen“ diverse Kontakte bekam, wurde ich von einigen Frauen dort gefragt, ob ich auch was schreiben könnte, was sie so richtig hoch brächte. Nun – wie sie dann selbst zugaben, konnte ich. Nur erwies sich der Erotik-Roman „Party-Girl“ nach Meinung meines Agenten eben als unverkäuflich – zu scharf, um noch Erotik zu sein – für Porno zu wenig. So lag der Text eben bei mir auf der Festplatte – so lange, bis ich Kontakt zur heutigen Verlagsleiterin des Mondschein-Corona-Verlag bekam. Die fand das „Party-Girl“ geeignet für ein E-Book. Und plötzlich war ich wieder da ... da bin ich nun wieder ... zur Freude vieler Leute ... und zum Ärger anderer ... 

- Wie bist du zum Schreiben gekommen? War das immer schon ein Traum oder war es eher ein zufälliges Talent/Interesse, welches sich erst spät entwickelte? 

Schreiben ist bei mir in gewisser Weise eine Art von Erzählen. Als Kind habe ich auf dem sehr lange Schulweg den Jungen, die mit mir gingen, immer aus dem Stehgreif erfundene Geschichten erzählt. Meist knüpften sie an die Filme an, die am Sonntag in der „Kindervorstellung“ gelaufen waren - also richtige „Räuberpistolen“ mit Zorro, Fuzzy, dem Roten Korsaren, den Wikingern oder den Rittern der Tafelrunde. Nur in meinen Geschichten spielten wir alle selbst mit – naja, ihr dürft drei Mal raten, wer der eigentliche Held der Story war. Unbewusst habe ich da das Gleiche gemacht wie Karl May, den ich begeistert gelesen habe. Und so ähnlich sind auch die gruseligen Gespenster-Geschichten am Lagerfeuer und in den Zelten der Pfadfinder entstanden, für die ich damals in ganz Kassel bekannt war. Vor ein paar Jahren bei einem Treffen mehr als 50 Jahre später trug ich auf dem Namensschild meinen „Kriegsnamen“ aus der Pfadfinder-Zeit. Meinen richtigen Namen hätte kaum jemand aus der „alten Garde“ einordnen können. Mit Schreiben war das bei mir wie dann als Musiker mit dem Schlagzeug. Nachdem mir da ein Drummer den 4/4-Grund-Beat gezeigt hatte, kam der Rest von alleine. Erst mit Rock-Bands dann mit Tanz-Musik (weil man nur mit „Mucke“ Geld verdiente) habe ich rund 25 Jahre hinter der „Schießbude“ gesessen – auf meiner Web-Seite gibt es da ein schönes Bild. Und als ich anfing, für ANTARES zu schreiben habe ich mich einfach drangesetzt und los gelegt. So was kommt bei mir immer spontan – und beim Schreiben sehe ich die Handlung vor meinen geistigen Augen wie einen Film ablaufen. Spät entwickelt? Grundsätzlich muss für einen Schriftsteller erst mal ein gewisses Talent vorhanden sein, eine Story zu „erzählen“. Entwickeln tut er sich sein ganzes Leben lang durch Dinge, die er liest oder sonst in sich aufnimmt. Vieles, was ich schreibe, basiert auf eigenem Erleben. Wenn du schon in echten Gefahren gestanden hast, dann kannst du dich in eine Situation einfach besser hinein versetzen. Aber eine Entwicklung als Schriftsteller hört eigentlich nie auf. Oder sollte nie aufhören ... 

- Hast Du einen Lieblingsort, an dem du gerne schreibst? 

Ich habe nur einen Ort, wo ich schreibe – da wo „Justinianus“ steht – mein Computer. Das ist gleichzeitig ein Teil meiner Bibliothek, wo die ganzen Sachbücher für Historie und Dark Fantasy stehen. Die großen Enzyklopädien stehen im Wohnzimmer nebenan. Die Taschenbücher haben einen extra Raum und Regale im Flur. „Justinianus“ ist eben eine Computer-Station. Da bin ich also nicht flexibel wie mit einem Laptop. Aber meine Ideen habe ich meistens zwischen Schlaf und Erwachen am Morgen ... und nur auf die Ideen kommt es an. Der Rest fließt mir aus dem Gehirn in die Finger ... 

- Woher holst du dir deine ganzen Ideen für die Geschichten her? 

Die kommen mir meistens so zugeflogen. Nur dass ich heute bewusst keine mehr suche, weil ich davon mehr habe, als ich in diesem Leben noch schreiben kann. Allerdings manchmal passiert es doch noch. Vor ein paar Wochen hatte ich plötzlich Erinnerungen an meine Lehrzeit im Warenhaus – und den kleinen sexuellen Erlebnissen, da unter uns Lehrlingen abliefen. Und so konnte ich damals in einer Nachbar-Abteilung unter zwei Lehrmädchen mit ihren gegenseitigen „Berührungen“ auf dem Po und der Gegenseite ungefähr die Einstiegsszene der Melanie-Maine-Serie „Freundinnen“ beobachten. Dann kam dazu ein Mädchen in den Sinn, das Jahre später meinen Lebensweg später kreuzte. Sie hatte kurze Haare wie ein Junge und trug meist eine superknappe Hose aus grünem Rindleder, wie wir Jungen sie damals in den 50ern anhatten. Ja, ich aus dem Bett raus, an den Computer - und drei Tage war die erste „Freundinnen“-Episode fertig. So schnell kann das mit einer neuen Idee gehen ... 

- In welchem Genre würdest Du dich gerne mal versuchen? 

Schlecht zu sagen, weil ich mit zwei Lassiter-Romanen eben auch schon im Western drin war – nur wurden die beiden Romane dann eben als „Edel-Western, wie sie der Unger schreibt“ bezeichnet und es gab keine Folgeaufträge für „Lassiter“. Aber ich habe das als Kompliment genommen. Ansonsten hätte ich hier mit „Western“ geantwortet – aber da habe ich ja nebenher auch schon einen für die „Gringo“-Serie in Arbeit. Eigentlich habe ich in allen Bereichen, die ich machen möchte und auch machen kann, schon geschrieben. In einem einzigen Genre, das ich schreiben könnte, werde ich es nicht tun. Das sind moderne Kriegs-Romane. Die 18 Monate Kampfeinheit bei der Bundeswehr und diverse Wehrübungen haben gereicht. Landser-, Navy-Seals oder Söldner - Romane – das muss ich nicht haben. 

- Welches Genre reizt dich nicht zum Schreiben? 

Alles, was ich nicht schreiben kann oder nicht schreiben will – wie eben moderne Kriegs-Romane. Arzt-Romane kann ich auch nicht schreiben – schon weil mir da die fachliche Kompetenz fehlt. Oder Adels-Romane, weil ich nicht so recht bei den Titeln durchblicke. Auch Berg- und Heimat-Romane mit allen Variationen sind nicht mein Ding. Erotische Leibesromane habe ich für die Bastei-Serie „Jennifer“ schon geschrieben – aber Romantik Romane. Familien-Geschichten oder das Kinderheim „Sonnenstrahl“ etc. überlasse ich gern anderen. Jerry-Cotton-Krimis lese ich sehr gern, ohne einen schreiben zu können. Obwohl ich nach meinem Besuch in New York vom damaligen Redakteur die Chance gehabt hätte. Aber es ist nicht nur das Hintergrund-Wissen, was mir da fehl. Der Krimi ist nicht meine Welt – und meine als Tbs erschienenen Lokal-Krimis hatten sehr viel mehr „Abenteuer-Motive“ als echte Krimihandlung. Auch echte Science-Fiction ist nicht mein Ding, obwohl ich Ren Dhark und die ersten Perry-Rhodan-Hefte heute noch gern zur Hand nehme. 

- Sind derzeit bestimmte Zukunftsprojekte in Planung? 

Ich habe mehr in Planung als ich in der Zeit, die ich auf dieser Welt vermutlich noch habe, schaffen kann. Ich möchte gern alle sieben Bände von „Visionia – Welt der Träume“ fertig schreiben – für die „Drei Schwerter für Salassar“ so eine Art Ouvertüre ist. Außerdem habe ich mir vorgenommen, die Wikinger-Sage „Wölfe des Nordens“ mit den drei Folgebänden zu vollenden. Und wenn ich es irgendwie schaffe und die „Wölfe“ durchgezogen habe, dann möchte ich gern noch mal an das „Wahre Satirycon“ ran gehen – im „Petronius“ steckt echtes Herzblut drin. Dazu kommen die demnächst erscheinende Dark- Fantasy-Serie „Corinna Blake – Die Schatten von Armageddon“ und die Zeitreise-Serie „Sandra Flynn – Gefangene der Zeit“. Außerdem wird es immer mal einen Erotik-Roman der „Freundinnen“ geben. Damit bin ich eigentlich ganz gut ausgelastet – denn das Leben besteht ja für mich nicht nur aus Schreiben. 

- Welche von dir gelesenen Bücher sind dir besonders in Erinnerung geblieben? 

Felix Dahns „Ein Kampf um Rom“ ist für mich immer noch das, was für einen Pfarrer die Bibel ist. Bücher wie „Quo Vadis“, „Ben-Hur“ oder „Die letzten Tage von Pompeji“ begleiten mich seit meiner Kinderzeit – wie die Bücher von Karl May, die ich hier als komplette Edition in meiner Bibliothek habe. Und dann wären da noch die Dschungelbücher und andere Werke von Rudyard Kipling. Außerdem lese ich Dramen, Tragödien und andere Theaterstücke der Klassiker wie andere Leute Abenteuer-Romane und liebe die alten Balladen mit ihrer Sprachgewalt. Von den Fantastik-Autoren, die mich geprägt haben, sind R.E.Howard (Conan), H.P.Lovecraft (Ctulhu) und J.R.R.Tolkien zu nennen. In gewisser Weise noch Michael Moorcock (Elric von Melinbone) 

- Hast Du einen Tipp für angehende Autoren? 

Schreiben ist ganz einfach. Setz dich hin und schreib. Den Text verkaufen – das ist schwer und in etablierten Verlagen ohne Agentur heute nahezu unmöglich. Aber das Internet bietet heute ja viele Chancen, die es vor ein paar Jahren noch nicht gab. 

- Kommt es vor, dass du manchmal bei deinem Werk unsicher bist und Rat bei anderen suchst? 

Hier kommt meine kürzeste Antwort. Niemals! 

- Was möchtest Du uns noch mit auf den Weg geben? 

Ein Satz aus Goethes „Faust“, (Vorspiel auf dem Theater) den man sich beim Schreiben vor Augen führen sollte, wenn man meint, nur mit „Mainstream“ und „Mode-Schreiberei“ Erfolg haben zu können. „Was glänzt – ist für den Augenblick geboren. Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren!“ 

- Webseite/Blog/Facebookseite: 

www.rolfmichael.jimdo.com

- Wie viel Zeit nimmst du dir täglich zum Schreiben oder bist du da flexibel? 

Völlig flexibel. Es passiert, das ich eine ganze Woche höchstens pro Tag ein paar Zeilen mache ... oder immer wieder einen Anfang umbaue, weil er mir nicht gefällt ... und dann plötzlich, wie wild drauf loshämmere und nur bei totaler Erschöpfung ins Bett gehe, um zu schlafen – bis alles fertig ist. Dann küsst mich die Muse nicht nur – dann vergewaltigt sie mich. Und genau das liebe ich an ihr – denn dann bin ich am Besten. 

- Was liest Rolf W. Michael am liebsten? 

Derzeit habe ich mal wieder ein Sachbuch über die Französische Revolution – dazu ein dickes Buch mit Dokumenten zur deutschen Geschichte. Und zwischendurch sind zur Entspannung die wöchentlichen Western von G.F.Unger, die „Wyatt-Earp-Story“ und der aktuelle „Jerry Cotton“ dran. 

Der Mondschein-Corona-Verlag bedankt sich fürs Mitmachen. :) 

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